DAS BERGARBEITERHEIM IN FALKENAU
Eines der markantesten Gebäude der Stadt Falkenau ist neben der Stadtpfarrkirche, dem Kloster und dem Schloß das Bergarbeiterheim, das heute den Mittelpunkt eines neuen Stadtzentrums von Falkenau bildet.
Über die Errichtung und die Funktion dieses Bauwerkes berichtete F. Katz (1950):
»Der Erbauung des Falkenauer Bergarbeiterheims, das nach einer zweijährigen Bauzeit im Oktober 1925 vollendet wurde und sich heuer zum 25. Male jährte, ging eine heftige Auseinandersetzung voraus. Die Gelder zur Erbauung wurden von dem sogenannten Kohlenfonds beansprucht, der während des Ersten Weltkrieges zur Beschaffung zusätzlicher Lebensmittel für die Bergarbeiter errichtet worden war. Es wurden dafür je geförderter Tonne Kohle ein Betrag von 20 Heller eingehoben. Da Lebensmittel während der Kriegszeit nicht im genügenden Ausmaß erhältlich waren, sammelten sich im Kohlenfonds große finanzielle Überschüsse an, die nach Beendigung des Krieges und nach der Errichtung der C SR von der tschechischen Regierung übernommen und vom Arbeitsministe- rium verwaltet wurden. Um die Verwendung dieser Gelder ging nun der Streit. Zunächst wollte das Arbeitsministerium allein darüber disponieren. Die Vertreter der Bergarbeiterorganisationen setzten es aber durch, daß sie das Mitbestimmungsrecht erhielten. Es ist das unvergängliche Verdienst des verstorbenen Bergarbeiter- Abgeordneten Adolf Pohl gewesen, der durch seine Entschlossenheit nicht nur die Gelder für den Bau des Bergarbeiterheims flüssig machte.
Nun ging es ans Planen undBauen. Der seinerzeit in Karlsbad ansässige Architekt Ing.Wels arbeitete den Entwurf aus, und wieder war es der Abgeordnete Pohl, der die Bedingung stellte, daß die Arbeiten nur von deutschen Menschen auszuführen sind. Dies gelang auch, trotzdem die Tschechen ihre Ansprüche stellten.
So entstand eines der schönsten Baudenkmäler in Westböhmen, das von sudetendeutschen Künstlern, Arbeitern und Handwerkern geschaffen wurde. Neben dem genialen Architekten Ing. Wels arbeitete der Bildhauer Ing. Srb- Schloßbauer, Karlsbad, der den herrlichen Fries an der Frontseite des Hauses, das Tagesleben eines Bergarbeiters versinnbildlichend, schuf. Die großen Gemälde beim Saalaufgang und im Saale selbst stammen von dem akademischen Maler Adler aus Karlsbad. Die Beleuchtungsanlage führte Ing. Wildfeuer aus; die Tischlereiarbeiten die Firma Ubl, Bleistadt. Die kunstvolle Bühneneinrichtung mit Schnürboden stellten die Gebrüder Tschinkl, Bodenbach, und die Malerarbeiten wurden von Müldner, Falkenau, durchgeführt.
Neben einer eindrucksvollen Vorhalle hat das Haus einen prächtigen großen Saal mit zwei kleinen Nebensälen, ein geräumiges Bibliothek- und Lesezimmer, ein großes Kino, eine Restauration, ein Cafe und ein Volksbad mit Dampf-, Wannen- und Brausebädern. Außerdem sind viele Kanzleiräume und Wohnungen vorhanden. Die schöne Gartenanlage rings um das Haus gibt dem Ganzen einen gut wirkenden Rahmen.
Die Zweckbestimmung des Hauses brachte Abgeordneter Pohl bei seiner Eröffnungsrede zum Ausdruck: Es soll eine geistige Waffenschmiede für die Arbeiter werden, eine Kultur- und Unterhaltungsstätte und ein Sammelpunkt der Bergarbeiter der westböhmischen Braunkohlenmetropole. Diese Bestimmungen wurden auch bis zum Jahre 1938 eingehalten, und wir erinnern uns gerne und freudig an die großen Kundgebungen und an die vielen Überparteilichen künstlerischen Veranstaltungen, an denen wir uns erbauen konnten. Vom Jahre 1938 an bis heute ist die freiheitliche Tätigkeit durch die totalitären Mächte aus diesem Haus verbannt worden. Heute sind die sudetendeutschen Bergarbeiter, denen die Erbauung dieses Hauses zu verdanken ist, soweit sie nicht vertrieben wurden, Parias einer Schicht von Menschen, die Kultur und Menschlichkeit schänden.«
Quelle: „Aus dem Egerland Falkenau Stadt und Land“ von Hugo Theisinger und Josef Fritsch 1983